John Deere mietet das Airfield

tl;dr: Die Bezirksbeiräte von Kircheim und Pfaffengrund sind zu einer Informationsveranstaltung der BIMA eingeladen und werden dort darüber in Kenntnis gesetzt, daß John Deere 2015 und 2016 für jeweils fünf Monate, nämlich von Januar bis Mai, das ehemalige US-Airfield im Pfaffengrund mietet.

Zunächst stellt Herr Dr. Neumer die Fa. John Deere vor („ist 177 Jahre alt, für amerikanische Verhältnisse ist das Urgeschichte“).

Anschließend informiert Frau Mischkat über die BIMA im Allgemeinen und das Airfield im Speziellen:

  • Hauptaufgabe der BIMA –› Immobilien für den Verkauf vorbereiten und währenddessen bewirtschaften
  • Einwinterung: Wasser abstellen, Heizung außer Betrieb nehmen, Drosselung/Abstellen von Stromverbrauch, Bewachung, Verkehrssicherung, Grünpflege
  • Airfield: 16 Ha, 6500qm Gebäudeflächen
  • rechtl. Sondersituation: Baurecht gilt nicht für Konversionsflächen, deshalb keine Aktion ohne Zustimmung der Stadt
  • Rückgabe erfolgte am 1.4.2014
  • Danach noch einige Hubschrauberlandungen für ein Fotoshooting eines Autoherstellers (Einzelfälle, keine Dauerhafte Nutzung als Hubschrauberlandeplatz geplant)
  • Mitte November Nutzungsbeginn durch John Deere (Vorbereitung für die eigentliche Nutzung)

Zwischenfrage aus dem Bezirksbeirat: „Hat die BIMA Bodenuntersuchungen gemacht?“
Antwort Frau Mischkat: „Sehr umfangreich“ und „bisher keine Infos“.
Antwort Herr Becker: „Kommt darauf an, wie die Folgenutzung aussieht.“

Zwischenfrage aus dem Bezirksbeirat: „Ist die Schutzbereichsanordnung [-verordnung?] erloschen?“
Antwort Herr Becker: „Baurechtsamt muß Zwischennutzung genehmigen.“

Dann stellt Herr Pajurek die geplante Nutzung des Airfields durch John Deere vor:

  • Produktschulungen in den Hallen
  • Spritzentestfahrten auf den Feldern
  • Frontallader-Vorführungen
  • Vorführungen auf den Feldern (u.a. könnten die Traktoren „durch GPS-Nutzung“ gerade Spuren mit max. 1cm Abweichung ziehen. Dies verwundert mich, da Positionsbestimmung duch GPS-Satelliten max. auf 10m genau ist. In Europa werden deshalb zusätzlich Egnos-Satelliten genutzt (in Nordamerika WAAS-Satelliten), wodurch die Genauigkeit auf 1m erhöht werden kann (Nordamerika etwa 3m), was aber von 1cm noch weit entfernt ist.)

Eine Folie der Präsentation zeigt einen Motorenprüfstand, auf dem Monitor sind Kennlinien abgebildet, alle Personen in dem Foto tragen Gehörschutz. Ich melde mich zu Wort. (Ein Mitglied des Kirchheimer Bezirksbeirats ermahnt mich „denk dran, wir wollen alle nach Hause“.) Ich stelle meine

Zwischenfrage aus dem Bezirksbeirat: „Mit welchen Lärmemissionen ist zu rechnen? Zu welchen Uhrzeiten und für wie lange?“
Antwort Herr Dr. Neumer: „Traktoren haben 80 dB(A) Lärmentwicklung, es werden zw. 8 und 16 Uhr immer etwa 6 Traktoren auf dem Feld sein.“

Ich hake nach, da die Anwohner dort lange genug mit Fluglärm fertig werden mußten und nicht zuletzt, weil im Steinhofweg, also unmittelbar am Airfield, auch eine Schule liegt.
Antwort Herr Dr. Neumer: „Wir wollen versuchen, lärmende Fahrten auf die Feldteile auszuweichen, die weiter vom Wohngebiet entfernt sind.“

Herr Pajurek zählt die Vorteile für Heidelberg auf:

  • Transportlogistik
  • Catering
  • Abendveranstaltungen
  • Gästebetreuung
  • Hotelübernachtungen
  • Medien- & Schulungstechnik

Zum Schluß bleibt (trotz der zuvor mir gegenüber geäußerten Sorge eines Bezirksbeiratsmitglieds) noch genug Zeit für weitere Fragen.

Frage aus dem Bezirksbeirat: „Warum ist das auf 2 Jahre beschränkt?“
Antwort: „Ist ein Pilot, mal sehen, wie sich’s entwickelt.“

Frage aus dem Bezirksbeirat: „Wo werden die Teilnehmer übernachten?“
Antwort: „Im Leonardo, ist ein neues B&B-Hotel.“

Frage aus dem Bezirksbeirat: „Wird die Verbindungsstraße [gemeint ist der Diebsweg] tangiert?“
Antwort: „Nein, der Zaun zum Diebsweg wird geschlossen bleiben.“

Frage aus dem Bezirksbeirat: „Sind die Landwirte mit im Boot?“
Antwort: „Ja, selbstverständlich, da deren Felder ja auch gemietet werden. Die Vorführungen finden in der Zeit statt, in der die Landwirte ohnehin nichts anbauen können. Daher ist es auch für die Landwirte von Vorteil.“

Dann ist die Veranstaltung zu Ende. Ein Herr, der für die CDU dem Kirchheimer Bezirksbeirat angehört, freut sich darüber, daß John Deere hier endlich Arbeitsplätze schafft. Ich kann diesen Optimismus nicht teilen, aber nicht (nur) deshalb, weil von der Schaffung von Arbeitsplätzen keine Rede war und sein kann, sondern vielmehr deshalb, weil ich skeptisch bin, ob es für die Betroffenen Anwohner und die Schule im Pfaffengrund tatsächlich frei von Beeinträchtigungen über die Bühne gehen wird.

Andernorts verlängerte John Deere einen Mietvertrag für ein vergleichbares Airfield nicht, da es Rechtsstreitigkeiten des Vermieters mit dem ortsansässigen Aeroclub gab. Die Anwohner dort gaben auf meine Anfrage an, daß es ihnen lieber wäre, John Deere wäre noch da, denn die jetzige Lärmbelastung durch den Aeroclub sei wesentlich schwerer zu ertragen. Unter diesem Aspekt ist die Vermietung des Airfields an John Deere vielleicht nicht die umweltfreundlichste und schönste Lösung, aber eben auch nicht das schlimmste vorstellbare Szenario.

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